Heute möchte ich Euch ein anderes Märchen erzählen.
Ein anderes Märchen aus einer anderen Zeit. Es lebte damals,
so wie heute und auch zukünftig der gute König Schimmelpilz
in seinem freundlichen, lustigen Königreich Grabeskälte.
In diesem fröhlichen, lustigen Königreich Grabeskälte war
immer nur schöne Nacht, gute Nacht, helle Nacht. Und als
der König Schimmelpilz eines Nächtens gedachte auf
seinem Pferde eine kleine Ausreiterei zu tätigen, so tat er es.
Indes er ritt alleine. Gar gänzlich alleine reitend durch
die helle Nacht, die helle, schöne, monddurchflutete Nachtaue.
Es war eine Hartholzaue und sie war schön. Die Bäume bedeckt
mit Schimmel stanken vor sich hin. Auf einmal juckete es den
König seinen Rücken an einem kleinen Punkte. Er drehte
seinen Kopf nach hinten und es war, er erschrak, ein kleiner,
schneller, dunkler Mondenstrahl, der des Königs Pilzgeflecht
erjucken lies. Er schubsete den kleinen, dunklen Mondenstrahl
hinfurt. Doch der sagte: „Ey, Alter, laß mich ma‘ in Frieden hier,
ja, ich will hier ma‘ auf Deinen Rücken draufscheinen, ey. Ha,
schubs mich nich‘ rum, ja, ey, sonst, ey, weißte, hol‘ ich meinen
großen, starken Bruder, ey, und der brennt Dir eins aufn‘ Pelz,
ey, daß Du glaubst, Du, Du, Du hängst, ne!“ Der König
indes war unbeeindruckt und zog sein Schwert. Sein großes,
langes, doppelschneidiges Schwert Gurkeneimer. Gurkeneimer
ein sagenumwobenes Schwert, daß eine doppelte Klinge besaß.
Er lies Gurkeneimer durch die Lüfte schwingen, aber der kleine,
dunkle Mondenstrahl erschrak nicht. Das machte den König
stutzig. Und so starb der König an einem Herzinfarkt.
Währenddessen ging durch die Straßen ein kleines Mädchen,
in das der Geist des Königs einfuhr, sie erstarrte zu einer
Honigsemmel. Plup. Ein junger Mann kam am Tag vorbei,
nahm die Semmel und steckte sie unter seine Achsel und
wurde deshalb in die Hupfla (Heil- und Pflegeanstalt) eingeliefert,
in der, daß wußte jeder, schon damals ein Irrer saß, dessen
Name Ohrentäubchen lautete. Aber das ist eine andere Geschichte
und soll ein andermal erzählt werden.
Musik: Leske
Text: Wirkner